„Vererbte Narben – Generationsübergreifende Traumafolgen“ – ARTE Doku 2017

Diese interessante Dokumentation der Fernsehjournalistin Liz Wieskerstrauch berichtet über Posttraumatische Belastungsstörungen und andere Traumafolgestörungen im Kontext neuester Forschungsergebnisse, die zeigen, wie Traumata an nachfolgende Generationen weitergegeben und vererbt werden können. Der Hauptkontext der Sendung sind Kriegserlebnisse und familiärer sexueller Missbrauch. Dabei zieht die Regisseurin einen gelungenen Bogen vom 1. und 2. Weltkrieg, über eine Familie mit generationsübergreifenden sexuellen Missbrauchsstrukturen bis hin zum syrischen Bürgerkrieg, seinen Fluchtwellen und deren traumatisierten Menschen.  Zu Wort kommen zahlreiche Top-Forscherinnen auf dem Gebiet, unter anderem Prof. Michaela Huber, eine der wichtigsten Vertreterinnen und Vertretern der Psychotraumatologie und 1. Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Trauma und Dissoziation (DGTD), Dr. Elisabeth Binder, Direktorin des Max-Planck-Instituts für Psychiatrie, Prof. Sabine Herperz, Ärztliche Direktorin der Klinik für Allgemeine Psychiatrie des Universitätsklinikums Heidelberg, Anna Katharina Braun, Entwicklungsneurobiologin der Universität Magdeburg sowie zahlreiche Betroffene.

Sehenswert!

Titelbild vererbte Narben

ARTE Doku „Vererbte Narben – generationsübergreifende Traumafolgestörungen“

Regie: Liz Wieskerstrauch, Land: Deutschland, Jahr: 2015, Herkunft: MDR, 53 Min.

„Familiengeheimnisse, frühe Prägungen von Angst und Gewalt, körperliche und seelische Traumata, familiärer Stress oder Druck und zementierte Glaubenssätze – all das wirkt sich nicht nur auf diejenigen aus, die es selbst erleiden, es kann sich sogar auf die nachfolgenden Generationen auswirken. Diese entwickeln dann Symptome, als hätten sie das Leid der Eltern selbst erlebt.

Ein Vierjähriger wird von Sirenenalarm aus dem Schlaf gerissen. Die Eltern sind nicht da. Panisch verlässt er das Haus und flüchtet unter eine Brücke – und das mitten im Frieden. Seine Mutter kann sich das nicht anders erklären, als dass er ihre erlebte Angst vor Bomben im Krieg sozusagen mit der Muttermilch aufgesogen hat. Dabei wollten die Eltern ihre Kinder bewusst angstfrei erziehen. Ein Algerier in Paris hat gleich mehrere Traumafolgestörungen seiner Vorfahren übernommen, sogar noch aus dem Ersten Weltkrieg. Eine junge Frau deckt den von Generation zu Generation wiederholten Kindesmissbrauch innerhalb ihrer Familie auf. Familiengeheimnisse, körperliche und seelische Traumata, familiärer Stress und zementierte Glaubenssätze wirken sich nicht nur auf diejenigen aus, die es selbst erleiden, es kann sich sogar auf die nachfolgenden Generationen auswirken. Diese entwickeln dann Symptome, als hätten sie das Leid der Eltern selbst erlebt: unerklärliche Ängste, Beziehungsstörungen, Alpträume und psychosomatische Erkrankungen. Und sie inszenieren die Schrecknisse der Eltern und Großeltern unbewusst immer wieder neu. Die schlimmsten Verursacher von Traumafolgestörungen und deren Übertragung auf die nachfolgenden Generationen sind Kriege. Sie produzieren Schmerz, Verlust und großes Leid auch bei den Kriegskindern, obwohl ihnen doch die Gnade der späten Geburt zuteil wurde.“

(Text: https://www.arte.tv/de/videos/071389-000-A/vererbte-narben-generationsubergreifende-traumafolgen)

 

Der Artikel „Vergangen und Vergessen? – Die Jugoslawienkriege und ihre Psychischen Folgen“, ein Artikel der ebenfalls das Thema „Traumavererbung“ aufgreift, ist hier auf dem Attitudeblog unter der Kategorie Serie Balkan erschienen.

落ち込むビジネスマン

Vergangen und Vergessen? – Die Jugoslawienkriege und ihre Psychischen Folgen“

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