„Wir haben abgetrieben“ – Das Ende des Schweigens – ARTE-Dokumentation

Am 6. Juni 1971 erklären im Magazin „stern“ 374 Frauen – unter ihnen die Schauspielerinnen Senta Berger und Romy Schneider sowie die Frauenrechtlerin Alice Schwarzer: „Ich habe abgetrieben!“ Es wird ein Tag, der in die Geschichte eingeht.

Arbeiterinnen, Lehrerinnen, Studentinnen, Hausfrauen und neun prominente Schauspielerinnen haben diesen Appell unterschrieben. Die Bundesrepublik steht Kopf. Das ungeheuer mutige Geständnis der Frauen ist dazu noch strafbar. Die Aktion wird zum Auslöser für eine breite Frauenbewegung. Abertausende Frauen emanzipieren sich von den althergebrachten Rollen als Hausfrau und Mutter, entwickeln ein neues Selbstbewusstsein, erlauben sich Freude und Lust und gehen beruflich unabhängige Wege.

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Vorbild für die Initiative war eine Aktion in Frankreich. Am 5. April 1971 erschien im „Nouvel Observateur“ eine Petition von 343 Frauen, die erklärten, abgetrieben zu haben. Zu den Unterzeichnerinnen zählten Simone de Beauvoir, Jeanne Moreau, Françoise Sagan, Agnès Varda und andere bekannte Persönlichkeiten.

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40 Jahre später sucht die Dokumentation einige Bekennerinnen von damals noch einmal auf. Sie erzählen, wie die Aktionen in Deutschland und Frankreich ihr Leben geprägt haben. Zu Wort kommen die Feministin Alice Schwarzer, die Schauspielerin Senta Berger und Ulla Böll, Nichte des Literaturnobelpreisträgers Heinrich Böll, sowie die Theater- und Filmregisseurin Ariane Mnouchkine und die Frauenrechtlerin Anne Zelensky. Sie erzählen die Geschichte von vier Jahrzehnten in Deutschland und Frankreich, die mit der brutal ausweglosen Situation von Frauen beginnt, die sich aus sozialer, beruflicher oder psychischer Not heraus Ende der 60er Jahre zu einer illegalen Abtreibung entschließen. Dabei machen sie deutlich, dass selbst die liberalere Gesetzgebung heute nichts am zeitlosen existentiellen Dilemma der schwangeren Frau ändert, sich für oder gegen ein Kind entscheiden zu müssen.

„Wir haben abgetrieben“ – Das Ende des Schweigens
Dokumentation Deutschland 2011
ARTE
Regie: Birgit Schulz, Annette Zinkant
55 Min.

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Bilder: ARTE

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