Leben mit und ohne Kopftuch – Vorher/Nachher-Bilanz einer kritischen und selbstbewussten Frau
Emel Zeynelabidin publiziert seit Jahren über ihren Abschied von rigorosen islamistischen Dogmen – wie etwa den diversen angeblichen Verschleierungspflichten – und ihren Weg hin zu einem selbstbestimmten Leben als Frau, die ihren Glauben als persönliche, spirituelle Privatangelegenheit für sich individuell bestimmen will.
Vor 13 Jahren legte die Tochter einer konservativen Familie – des Gründers der deutschen Sektion von Millî Görüş, einer türkisch-nationalistischen, islamistischen Vereinigung – ihr Kopftuchtuch ab und sorgte in ihrem konservativ-religiösen Herkunftsmilieu für Entsetzen und in den Medien für Schlagzeilen.
Seither berichtet sie auf Vorträgen und in ihren Büchern über ihren Weg und formuliert ihre Kritik an religiöser Indoktrination, in den ihr folgender Beitrag in der Tageszeitung taz einen spannenden Einblick gibt:
„Heute bin ich in einem viel freieren und schöneren Leben angekommen. Ohne Kopftuch. Dass Gott mit mir nicht zufrieden sei, weil ich nun kein Kopftuch mehr trage, ist mir nicht bekannt. Was mich jedoch umtreibt und mich zu diesem Text veranlasst: Ich sehe, wie sehr sich die deutsche Zivilgesellschaft in der Kopftuchfrage verunsichern lässt. Und wie religiöse Hardliner diese Unsicherheit und auch Unwissenheit zu nutzen wissen, um Eingang in all jene gesellschaftlichen Institutionen zu bekommen, die eigentlich der Trennung von Staat und Religion unterliegen: Bildungs- und Gesundheitseinrichtungen, Gerichte und öffentliche Kammern.“
„Das Kopftuch setzt einen Prozess der Selbstentfremdung frei, der eine monotone Weiblichkeit definiert, die wiederum langfristig eine künstliche Distanz zum anderen Geschlecht schafft. Das Kopftuch unterstützt anti-empanzipatorisches und entsolidarisierendes Denken und fördert den Rückschritt in Bezug auf emanzipatorische Errungenschaften, was die Frauenbewegungen in den westlichen Nationen seit Jahren beklagen. Die Frau verschwindet optisch im Kollektiv und entmachtet sich selbst.“
Link zum ganzen Artikel:
„Allah hat nichts gegen Damenfrisuren“ aus der TAZ
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