Vergewaltigung als Kriegswaffe: Monika Hauser und“medica mondiale“ leisten seit 25 Jahren weltweite Hilfe für Frauen

Monika Hauser und die von ihr gegründete Organisation „medica mondiale“ leisten seit 25 Jahren Hilfe für Frauen die Opfer von sexueller Gewalt in kriegerischen Konflikten wurden. Die Anfänge waren mobile Hilfen für vergewaltigte Frauen im Bosnienkrieg Anfang der 90er-Jahre. Daraus ist eine weltweit vernetzte Hilfsorganisation entstanden, die in zahlreichen Kriegsgebieten tätig ist. Anlässlich des diesjährigen 25-jährigen Vereinsjubiläums kommt kam nun der Dokumentarfilm „Monika Hauser – ein Portrait“ in die Kinos.

Alles begann im Herbst 1992 – es ist mitten im Bosnienkrieg. Monika Hauser liest von unzähligen vergewaltigten Frauen. Serbische Soldaten wandeln Hotels und Fabriken zu Bordellen um, in denen Frauen tage- oder monatelang gefangen gehalten werden. Sie ist schockiert von den Ereignissen. Gleichzeitig empört sie sich über die Art, wie die Medien über die Frauen berichten und ihnen so ein zweites Mal Gewalt antun. Sie sammelt Medikamente, organisiert einen gynäkologischen Ambulanzwagen und fährt im Dezember 1992 nach Bosnien, mitten ins Kriegsgebiet.

Bei internationalen Hilfsorganisationen stößt Monika Hauser mit ihrem Anliegen, sich ausschließlich um die im Krieg vergewaltigten Mädchen und Frauen kümmern zu wollen, auf Desinteresse. So schließt sie sich mit rund 20 bosnischen Psychologinnen und Ärztinnen zusammen und baut in Zenica, einer Stadt in Zentralbosnien, ein Frauenzentrum  auf. Gemeinsam entwickeln sie Konzepte, wie kriegstraumatisierten Frauen und ihren Kindern noch während des Krieges geholfen werden kann. In Deutschland macht sich Monika Hauser auf die Suche nach Spender*innen – und hat Erfolg. Ende 1993 wird sie in den ARD-Tagesthemen zur „Frau des Jahres“ gewählt. Daraufhin gehen Spenden in Höhe von rund 750.000 DM ein.  Der Beginn der Organisation „medica mondiale“.

Der Verein „medica mondiale“

Der Verein „medica mondiale e.V“. wurde 1993 gegründet und das Engagement zunächst auf den Kosovo, dann Afghanistan und auf zahlreiche weitere Länder ausgedehnt. Heute setzt sich „medica mondiale“ weltweit für Frauen und Mädchen ein, die in Konfliktgebieten sexualisierte Kriegsgewalt erlebt haben. Der Verein hat seinen Sitz in Köln und beschäftigt heute 54 Hauptamtliche Mitarbeiterinnen. Als Geschäftsführerin des Vereins engagiert sich Monika Hauser nun seit 25 Jahren dafür, dass die Thematik der Kriegsvergewaltigungen gesellschaftlich enttabuisiert wird und gibt dies auch entsprechend bei diversen Seminaren an einheimische Fachfrauen weiter. Neben zahlreichen weiteren Preisen erhielt sie für ihr Engagement 2008 den Alternativen Nobelpreis (Right Livelihood Award). Die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes lehnte Hauser im Oktober 1996 ab. Sie wollte damit ihren Protest gegen den ihrer Ansicht nach verfrühten Beginn der Rückführung von bosnischen Bürgerkriegsflüchtlingen nach Bosnien-Herzegowina deutlich machen.

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Credit: medica mondiale

Vergewaltigung als Kriegswaffe

Im Bosnienkrieg wurden tausende Frauen in  Verbindung zu den systematischen ethnischen Vertreibungen vergewaltigt. Viele der Vergewaltigungen in Bosnien-Herzegowina wurden verübt, um Frauen mit einer Schwangerschaft zu brandmarken. Das in ihnen heranwachsende Kind brachte sie in einen Zwiespalt – es war ein Teil von ihnen, aber auch ein Teil der verhassten Serben. Tausende Kinder wurden so geboren, ihre genaue Zahl ist nicht bekannt. Die EU schätzt die Zahl der vergewaltigten Frauen auf 20.000; die bosnische Regierung spricht gar von 50.000.

Nach wie vor werden Frauen und Mädchen in kriegerischen Auseinandersetzungen vergewaltigt und als „natürliche“ Kriegsbeute von Männern betrachtet – täglich und an vielen Orten auf dieser Welt. Der Verein „medica mondiale“ hilft dort, wo den Verbrechen tatenlos zugesehen wird, wo Frauen und Mädchen keine Unterstützung erfahren und auf sich selbst gestellt sind. Sie leisten medizinische, psychologische und rechtliche Unterstützung und Programme zur Einkommensförderung – sowohl mit eigenen Projekten als auch in Zusammenarbeit mit kompetenten Frauenorganisationen vor Ort. Gleichzeitig setzt sich der Verein politisch für die Rechte von Frauen ein und macht öffentlich auf die Verbrechen und die zerstörerischen Folgen für Frauen und Gesellschaften aufmerksam. Die Organisation ist weltweit in Projekten aktiv, aktuell in Deutschland, Bosnien und Herzegowina, Kosovo, Kroatien, Serbien, Afghanistan, Irak, Syrien, Liberia, Burundi, Kongo, Ruanda, Uganda.

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Credit: medica mondiale

25 Jahre Hilfe für Frauen in Kriegsgebieten

Dieses Jahr feiert Medica Mondiale sein 25-jähriges Vereinsjubiläum.

Zu diesem Anlass sendete der WDR in seiner Sendung „Frau TV“ einen informativen Beitrag, der die Arbeit von Monika Hauser und ihren Mitstreiterinnen von den Anfängen bis heute portraitiert:

„medica mondiale – Seit 25 Jahren Hilfe für Frauen“
Monika Hauser
(Frau tv | 17.05.2018 | 07:01 Min. | Verfügbar bis 17.05.2019 | WDR)

Kinofilm

Am 3. Mai 2018 kam der Dokumentarfilm „Monika Hauser – ein Portrait“ von den Regisseurinnen Evi Oberkofler & Edith Eisenstecken in die Kinos und ist in ausgewählten Programmkinos zu sehen. Die Regisseurinnen haben Monika Hauser mehrmals zu Interviews getroffen und für ihre Dokumentation auch die Arbeit der Hilfsorganisation in Bosnien begleitet.

Der Trailer:

Ein Interview mit den Regisseurinnen des Films ist auf der Website des Vereins zu lesen.

In München läuft der Film im Kino Neues Maxim

Titelbild: By medica mondiale [CC BY-SA 3.0], via Wikimedia Commons

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