„Gottes missbrauchte Dienerinnen“ – ARTE-Doku

Der deutsch-französische Fernsehsender zeigt eine Dokumentation über den jüngsten Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche: der sexuelle Missbrauch von Nonnen durch Priester. Das ganze Ausmaß wird allerdings erst in der ARTE-Dokumentation ersichtlich. Die Regisseure Eric Quintin und Marie-Pierre Raimbault recherchierten zwei Jahre lang und deckten auf: der Missbrauch existiert auf allen fünf Kontinenten.

Das Ausmaß das zu Tage tritt übersteigt fast das Vorstellbare: Sexueller Missbrauch an Nonnen durch Priester existiert seit Jahrzehnten und erstreckt sich über den ganzen Kontinent. Priester unterwiesen sogar zum Teil ihre Schüler darin, die Opfer wurden zum Schweigen verdammt, die Täter systematisch geschützt, Berichte wurden unterschlagen. Nonnen werden systematisch gegen Geld von ihren Oberinnen zur Zwangsprostitution an Priester vermittelt und das bigotteste: Nonnen die von ihren Vergewaltigern schwanger wurden, werden von ihren Peinigern zu Abtreibungen gezwungen, und das bis in den 8. Schwangerschaftsmonat hinein. Die Regisseure der ARTE-Dokumentation haben die Ergebnisse ihrer Recherchen Papst Franziskus vorgelegt und ihn ersucht, die beiden porträtierten Opfer, eine französische Nonne und eine deutsche ehemalige Nonne zu empfangen. Der Papst stimmte zu, allerdings nur in Form einer Privataudienz – also ohne Kameras, ohne Berichterstattung, ohne Öffentlichkeit. Die beiden betroffenen Frauen lehnten in Absprache mit den Filmemachern ab. Allerdings, dies wurde in die nun ausgestrahlte Dokumentation nicht mehr aufgenommen, hat Papst Franziskus den weltweit verbreiteten sexuellen Missbrauch von Nonnen durch Priester immerhin öffentlich zugegeben. Ob und wenn ja inwiefern die katholische Kirche die Aufklärung dieser Verbrechen vorantreiben oder weiter behindern wird bleibt abzuwarten.

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Die Dokumentation in der ARTE-Mediathek:

„Gottes missbrauchte Dienerinnen“ – ARTE-Doku

Nach zahlreichen Pädophilieskandalen erschüttert ein weiterer Vorwurf die katholische Kirche: Überall auf der Welt sollen Priester Nonnen schamlos missbraucht haben. Über zwei Jahre stellten die Filmemacher Ermittlungen an. In dem Dokumentarfilm enthüllen nun Opfer eines der bestgehüteten Vergehen der katholischen Kirche.

Nach der Enthüllungsserie über die Vergehen pädophiler Priester tritt jetzt ein weiterer Skandal zutage, den die Kirche bislang noch zu vertuschen sucht: Überall in der Welt werden Ordensschwestern von hierarchisch über ihnen stehenden Klerikern sexuell missbraucht – von Priestern und Würdenträgern bis in den Vatikan hinauf. Den Dienerinnen Gottes, die in Folge dieser Vergehen schwanger werden, droht der Verstoß aus ihren Gemeinschaften oder sie werden zur Abtreibung gezwungen.

Diese systemimmanenten Verbrechen wurden zumeist ignoriert und sündige Priester vom Vatikan-Gericht freigesprochen. In den letzten 20 Jahren fing die Mauer des Schweigens jedoch an zu bröckeln. Trotz expliziter Berichte, die von Hinweisgebern an den Heiligen Stuhl gerichtet wurden, gaben sich drei Päpste die Ferula in die Hand, ohne der systematischen sexuellen Versklavung von Ordensfrauen einen Riegel vorzuschieben.

Die Ermittlungen zu diesem Dokumentarfilm dauerten über zwei Jahre. Zu Wort kommen Opfer, ihre Oberinnen, Priester und engste Mitarbeiter von Papst Franziskus. Ihre Aussagen enthüllen einen der bestverschleierten Skandale der katholischen Kirche.

Regie : Eric Quintin, Marie-Pierre Raimbault
Land : Frankreich
Jahr : 2017
Herkunft : ARTE F
Dauer: 97 min.

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Zu sehen auch auf  im ARTE-Youtube-Channel:

Pressestimmen:

„Arte-Doku über Nonnen: Missbraucht im Namen des Herrn“ – von Matthias Drobinski – SZ

„Die Geschichten sind erschütternd, verstörend, empörend. Da ist Doris Wagner, die sich einer geistlichen Bewegung anschließt – und erzählt, wie sie dann von einem Ordensgeistlichen geistlich und dann auch körperlich missbraucht wird. Da ist Michele-Franc, die berichtet, wie ein Pater, der in ihrem Orden als Heiliger galt, sie bei jeder Begegnung stärker und unangenehmer bedrängte – und dies als Ausdruck der Liebe Gottes darstellte. Sie floh in eine andere Gemeinschaft, doch da wartete der nächste Vergewaltiger, der charismatische Gründer der Gemeinschaft, der sich reihenweise die Frauen gefügig machte. Da sind die jungen Frauen aus Afrika, viele aus armen Familien, die ihre Ordensoberen an die Geistlichen mehr oder weniger verkaufen – und die verstoßen werden, wenn sie schwanger sind, oder zur Abtreibung gezwungen.“

„GOTTES MISSBRAUCHTE DIENERINNEN, ARTE: Verbrecher in Kutten“ – von Daland Segler – FR

„Die jungen Frauen werden, wie die ehemalige Nonne Doris Wagner schildert (die ihre Erfahrungen auch in dem Buch „Nicht mehr ich. Die wahre Geschichte einer jungen Ordensfrau“ beschrieben hat), von den sexuellen Avancen der Priester überrascht, wähnen sie sich doch in einer Welt der Keuschheit. „Das Wort Vergewaltigung war noch nicht in meinem Kopf“, sagt eine. Die Männer wissen das auszunutzen, zumal sie nichts zu befürchten haben. Ihre Opfer wagen aus ihrem Verständnis von Gehorsam oder aus Scham nicht, sich mitzuteilen. Tun sie es doch, werden ihre Berichte unterdrückt von Äbtissinnen oder Bischöfen. Besonders drastisch schildern das die Autoren am Beispiel von afrikanischen Ordensschwestern, die mitunter von ihren Oberinnen wie Sexsklavinnen an Priester verkauft werden. Die ärmlichen Verhältnisse, aus denen die Novizinnen oft stammen, spielen den kriminellen Tätern in die Hände: Wer etwa wegen einer Schwangerschaft aus dem Orden verstoßen wird, steht mittellos da.“

„Arte-Doku: Die fromme Gewalt“ – von Manfred Riepe

„Neben diesem System des Verschweigens und Vertuschens rückt der Film die Situation betroffener Frauen in den Blick. Dokumentierte Therapiesitzungen, in denen die kanadische Psychologin Marie-Paul Ross sexuell missbrauchte Nonnen betreut, vermitteln eine Ahnung von einer „Verletzung, die die gesamte Persönlichkeit durchdringt“. Besonders Novizinnen haben zunächst keine Vorstellung davon, was ihnen widerfährt. Eine väterliche Autorität erteilt ihnen die Absolution und macht sich im selben Atemzug „zum kleinen Werkzeug Gottes“.“

Bilder: Arte

 

 

 

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