Abtreibung im Land des Papstes: Der argentinische Senat hat eine Gesetzesinitiative zur Legalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen abgelehnt. Abtreibungen bleiben damit in Argentinien für Ärzte und Frauen Straftaten. Das gespaltene Land hatte seit Tagen auf die Entscheidung des Senats hingefiebert.
Abtreibungen bleiben in Argentinien auch künftig eine Straftat. Eine Initiative zur Legalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen scheiterte am 9. August im Senat. Das argentinische Abgeordnetenhaus, die zweite Kammer des Parlaments, hatte im Juni für eine Gesetzesinititative zur Legalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen bis zur 14. Schwangerschaftswoche gestimmt. Der konservative Staatschef Mauricio Macri hielt sich neutral und hatte den Fraktionszwang aufgehoben. Einige Minister, darunter der Gesundheitsminister, sprachen sich für die Gesetzesvorlage aus, andere Regierungsmitglieder dagegen. Nun scheiterte der Vorstoß, von dem sich Befürworter*innen eine Signalwirkung für das konservative Lateinamerika erhofft hatten. Der Senat lehnte eine Liberalisierung mit knapper Mehrheit von 38 zu 31 Stimmen ab.

Das Argentinische Abtreibungsgesetz stammt von 1921 un erlaubt Abtreibungen nur im Falle einer Vergewaltigung oder einer Gefahr für das Leben der Mutter. Ein Schwangerschaftsabbruch aus anderen Gründen ist in Lateinamerika nur in Uruguay, Kuba und Mexiko-Stadt legal. Weltweit gibt es nur noch acht Staaten, in denen ein totales Abtreibungsverbot gilt. Sechs liegen in der Region: Honduras, Nicaragua, El Salvador, die Dominikanische Republik, Haiti und Surinam. Chile hat erst vor einem Jahr Abtreibungen in drei Ausnahmefällen, darunter Vergewaltigungen, legalisiert. In Mexiko und Costa Rica, wo die Gesetzeslage ähnlich wie in Argentinien ist, gingen Hunderte Menschen auf die Straßen, um ihre Solidarität zu bekunden. „Auf geht’s Argentinien, mit viel Liebe und Kraft“, hieß es in Mexiko.

Das Argentinische Gesundheitsministerium schätzt, dass jährlich ca. 350.000 illegale Abtreibungen im Land stattfinden. 50 000 Frauen werden jährlich wegen Komplikationen nach solchen Eingriffen in Krankenhäuser gebracht.

Mariela Belski, die Geschäftsführerin von Amnesty International Argentinien, nahm zur Ablehnung des Gesetzesentwurfes entsprechend Stellung:
„Mit dieser Entscheidung wird die Gewaltspirale weiter aufrechterhalten, in die Frauen, Mädchen und andere Personen, die ungewollt schwanger sind, gezwungen werden. Die Exekutive hat ein Zeichen gesetzt, indem sie die Debatte eröffnete, doch die Legislative hat diese Chance nicht genutzt.“
„Argentiniens Senat verhindert liberales Abtreibungsgesetz“ – Zeit-Online
In Argentinien sind weiterhin Schwangerschaftsabbrüche nur in Ausnahmefällen erlaubt. Anders als das Abgeordnetenhaus hat der Senat gegen ein neues Gesetz gestimmt.
„Legalisierung von Abtreibungen: Argentiniens Senat stoppt die grüne Welle“ – SZ-Online
„Entscheidung im Senat: Argentinien lehnt Legalisierung von Abtreibungen ab“ – Spiegel-Online
Das katholisch geprägte Argentinien hat gegen eine Liberalisierung des rund hundert Jahre alten Abtreibungsrechts gestimmt – die Entscheidung im Senat fiel allerdings knapp aus.
„Argentinien lehnt Legalisierung von Abtreibungen ab“ – Welt.de
Schwangerschaftsabbrüche sind in Argentinien weiterhin nicht erlaubt. Während einer Abstimmung im Senat demonstrieren Zehntausende auf den Straßen für und gegen eine Entkriminalisierung. Nach Bekanntwerden der Entscheidung kommt es zu Auseinandersetzungen.
In Argentinien ist eine Gesetzesvorlage zur Legalisierung von freiwilligen Schwangerschaftsabbrüchen bis zur 14. Woche knapp gescheitert. Mit der Ablehnung verspielte der argentinische Senat eine historische Chance zur Stärkung der Menschenrechte von Mädchen, Frauen und anderen Personen, die schwanger werden können.
Titelbild: Die 16-stündige Senatsdebatte