Der Deutsche Ärztetag, stellte dieses Jahr psychische Erkrankungen in den Mittelpunkt. Der Focus lag besonders auf der Versorgung psychisch Kranker aus ärztlicher Sicht. Grund sind vor allem die hohen Prävalenzzahlen psychischer Erkrankungen in der Bevölkerung, die Mängel in der Versorgung der Betroffenen wie auch die immensen volkswirtschaftlichen Kosten, die psychische Erkrankungen verursachen.
Ulrich Clever, Vorstandsbeauftragter der Bundesärztekammer für die ärztliche Psychotherapie sagte:
„Die hohen Prävalenzahlen beschäftigen nicht nur Psychiater und Psychotherapeuten, das Thema ist in der Gesellschaft angekommen, beschäftigt Politiker und aufgrund der hohen Krankheitskosten auch Betriebswissenschaftler“
Das Ärzteblatt berichtet in mehreren Artikeln über die Veranstaltung und verdeutlicht die Bedeutung psychischer Erkrankungen mit Ergebnissen diverser Statistiken und verschiedenen Fakten:
Das Statistische Bundesamt ermittelte 2016 40 Milliarden Euro direkte Krankheitskosten pro Jahr.
Psychische Erkrankungen sind nach Muskel- und Skeletterkrankungen die zweithäufigste Ursache für Fehltage und sogar der häufigste Grund für Frühverrentungen.
Depression gilt als Risikofaktor für koronare Herzerkrankungen, dadurch erhöhe sich sowohl die Morbidität als auch die Mortalität.
Auch funktionelle beziehungsweise somatoforme Störungen wie Bauchschmerzen, Rückenschmerzen oder Gelenkschmerzen treten häufig zusammen mit Depression und posttraumatischen Belastungsstörungen auf.
Die Magersucht gilt mit der sechsfach erhöhten Mortalität als gefährlichste Form unter den Essstörungen.
Nur jeder fünfte psychisch Kranke befindet sich in spezialisierter Behandlung.
Psychische Erkrankungen wirken sich auf die Arbeitsfähigkeit, die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben aus, die Betroffenen leiden häufig unter Stigmatisierung und dem dadurch bedingten Stress.
Psychisch Kranke haben eine um zehn Jahre verringerte Lebenserwartung.
Die Wartezeiten auf einen Psychotherapieplatz betragen im Bundesdurchschnitt nach Zahlen der Bundespsychotherapeutenkammer rund fünf Monate.
Stephan Zipfel, Professor für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Medizinische Universitätsklinik Tübingen, forderte am Ende seines Vortrags laut dem Deutschen Ärzteblatt:
„Grundsätzliche bedürfe es einer besseren Vernetzung der ambulanten, stationären und rehabilitativen Versorgungsangebote und einer Verminderung der bürokratischen Hürden, wobei die Digitalisierung entscheidend sei. Außerdem bedürfe es einer eigenständigen Bedarfsplanung für die Fachgebiete Neurologie, Psychiatrie , Psychosomatische Medizin sowie Kinder- und Jugendpsychiatrie, um die ambulante Versorgung zu stärken. Schließlich sei eine gezielte Förderung der „sprechenden Medizin“ und der ärztlichen Psychotherapie in der Forschung notwendig.“
Links zum Deutschen Ärztetag 2018:
„Ärzteschaft: Ärztetag stellt Versorgung psychisch kranker Menschen in den Mittelpunkt“ – Ärzteblatt
„POLITIK: Ambulante psychotherapeutische Versorgung: Es hakt an der Bedarfsplanung“ – Ärzteblatt
„EDITORIAL: Psychotherapeutische Versorgung: Teilzeitarbeit lohnt sich“ – Ärzteblatt
Beschlussprotokoll des 121. Deutschen Ärztetages in Erfurt vom 08. bis 11.05.2018 – Ärztekammer