Wird der internationale Strafgerichtshof dem IS wegen seiner Kriegsverbrechen jemals den Prozess machen? – ARTE-Dokumentation

Die Kämpfer des „Islamischen Staates“ begingen in ihren Eroberungsfeldzügen in Syrien und im Irak unfassbare Kriegsverbrechen. Besonders die Jesiden, eine kleine religiöse Minderheit im Irak, die bis dato kaum jemand kannte, fielen der Brutalität des IS zum Opfer. Männer und Kinder wurden getötet, Frauen verschleppt, versklavt, gefoltert, vergewaltigt und verkauft. Diese Verbrechen erfüllen die Straftatbestände Kriegsverbrechen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Völkermord. Wie einst in Bosnien. Doch werden sich die Täter jemals vor einem Gericht dafür verantworten müssen?

Dieser Frage geht eine Dokumentation des renommierten britische Jurist und Menschenrechtsanwalt Philippe Sands nach. Sie begleitet über drei Jahre zwei junge jesidische Frauen, die dem IS zum Opfer gefallen waren bevor sie fliehen konnten und in ein Rettungsprogramm für IS-Opfer aufgenommen, das der Traumatologe jedidischer Herkunft Jan Ilhan Kizilhan 2015 in der psychosomatischen Michael-Balint-Klinik in Königsfeld gründete. Dabei wendet sich Philip Sands an die höchsten Instanzen. Den deutschen Generalbundesanwalt Peter Frank, Nerma Jelacic und Bill Wiley von der Untersuchungskommission CIJA (Commission for International Justice and Accountability), die unter geheim gehaltenen Standort Beweise für die Verbrechen in Syrien und im Irak sammelt, sowie der Chafanalyst des internationalen Strafgerichtshof in den Haag (ICC) Emeric Rogier. Alle Expert*innen sehen die Kriterien des Völkermordes für erfüllt an, womit der ICC zuständig ist. Es existieren Beweise über Namen, Orte, Verbindungen und Organisation des IS, über zahlreiche Massengräber in der Region um Sindschar im Nordirak sowie die glaubwürdigen und juristisch verwertbaren Aussagen der beiden Zeuginnen. Bislang ist allerdings kein Gerichtsverfahren eingeleitet worden. Ob dies jemals geschieht, stellt die Dokumentation in Frage, denn sie hängt vom politischen Willen ab, der sich bislang bei den politischen Regierungen Europas nicht abzeichnet.

„Sklavinnen des IS – Suche nach Gerechtigkeit“ in der ARTE-Mediathek

Arte_Sklavinnen des IS

59 min.

Produktion: Oxford Films, Kobalt Documentary, SWR, Willow Films und ARTE

Regie: Philippe Sands, David Evans

Jahr: 2018

Die Jesiden, eine religiöse Minderheit im Nordirak, suchen 2014 Hilfe vor den Terroristen des Islamischen Staates. Viele junge jesidische Frauen werden Sklavinnen des IS. Zwei von ihnen berichten von Vergewaltigung und Brutalität und schildern ihre Flucht und die Rettung nach Deutschland. Hat Europa den politischen Willen, die Drahtzieher des IS vor Gericht zu stellen?

 

Wird sich der IS jemals für die unfassbaren Verbrechen, die er im Nordirak und Syrien begangen hat, vor Gericht verantworten müssen? Dieser Frage geht die Dokumentation anhand des Schicksals zweier junger jesidischer Frauen nach. Shirin und Lewiza waren vom IS verschleppt, verkauft und über Monate vergewaltigt worden. Nach ihrer Flucht wurden sie in ein Rettungsprogramm für IS-Opfer aufgenommen, das Baden-Württemberg unter Leitung des Traumatologen Jan Ilhan Kizilhan 2015 ins Leben gerufen hatte. Dr. Kizilhan ist überzeugt, dass die seelischen Verletzungen der jungen Frauen nur geheilt werden können, wenn ihnen auch juristisch Gerechtigkeit widerfährt. Deshalb bringt er Shirin und Lewiza mit dem renommierten britischen Juristen Philippe Sands zusammen – einem Experten für Völkermord, Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Die Suche führt über einem Zeitraum von drei Jahren vom Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag bis hin zur höchsten Klageinstanz der Bundesrepublik, dem Generalbundesanwalt in Karlsruhe. Hinter dem persönlichen Genesungsweg der beiden traumatisierten jungen Frauen steht eine universelle Frage: Wie sollen demokratische Staaten mit den unmenschlichen Verbrechen des IS umgehen? Die Dokumentation zeigt, dass in Europa der politische Wille fehlt, die Drahtzieher des IS zur Verantwortung zu ziehen. Viele Regierungen ziehen den scheinbar einfacheren Weg, die außergerichtliche Liquidierung durch Kampfdrohnen, vor. Doch verrät Europa damit nicht einen Teil seines rechtsstaatlichen Erbes, dessen Fundament im Nachkriegsdeutschland mit den Nürnberger Kriegsverbrecherprozessen gelegt wurde?
(arte)

 Sehenswert!

Bilder: arte

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