„Schwabing: Das ganze Vorhaben ist nur darauf ausgelegt, die Mieter zu vergraulen“- die SZ über eine in München weit verbreitete Methode, Mieter*innen durch Luxussanierungen aus ihren Wohnungen zu vertreiben

Wenn in München Wohnhäuser verkauft werden, deren Wohnungen noch vermietet sind (was den Kaufpreis nach unten drückt), nutzen die neuen Eigentümer*innen häufig eine perfide Methode: Sie kündigen Luxussanierungen an, die die Mieter hinnehmen müssen, und danach können ungeachtet des Mietpreisspiegels, 11% der Sanierungskosten auf die jährliche Miete umgelegt werden. die Mieter*innen müssen damit nicht nur die Verwandlung ihres Wohnraumes in eine Baustelle hinnehmen, sondern auch die Tatsache, dass sich nach der Sanierung ihre Miete um das 2-3-fache erhöht. Das Ziel der neuen Eigentümer*innen ist es unübersehbar, die Mieter aus ihren Wohnungen zu vertreiben. Entweder sie gehen freiwillig wegen der Bauarbeiten und weil sie sich die neue Miete nicht leisten können. Der Idealfall für die „Bauhaie“. Oder aber sie werden durch gezieltes Mobbing dazu getrieben. Ich selbst habe so einen Fall bei einem Freund in einem Haus in der Nähe des Königsplatzes erlebt. Nur in wenigen Fällen werden Abfindungen bezahlt, die die Mieter*innen für Umzug und höhere Mieten in einer anderen Wohnung entschädigen.

Ein Objekt in München Schwabing ist nun als „Paradebeispiel“ endlich in den Fokus der Politik gerückt. Darüber berichtet die Süddeutsche Zeitung:

Im Juli 2017 wurde den Mietern der Agnesstraße 48 nach einem Eigentümerwechsel angekündigt, dass das Haus saniert und modernisiert werden soll. Die Mieten für die Wohnungen sollen danach kräftig steigen – um gut das Zweieinhalbfache. Die meisten der 15 Parteien haben inzwischen aufgegeben, sie ziehen aus.

„Die Agnesstraße 48 ist ein inzwischen bundesweit bekannter Fall. Das Haus an der Ecke zur Zentnerstraße, mehr als hundert Jahre alt und ein Schmuckstück innen wie außen, soll nach einem Eigentümerwechsel saniert und modernisiert werden.(…) Die Bewohner der Agnesstraße 48 verdienen gut, sie gehören der oberen Mittelschicht an. Aber solche Erhöhungen [zw. 245 bis 300%] können selbst sie sich nicht leisten. (…) Möglich sind diese Forderungen dank einer Klausel im Paragrafen 559 des Bürgerlichen Gesetzbuches, die es Vermietern erlaubt, elf Prozent der Modernisierungskosten auf die jährlichen Mieten umzulegen. (…) Und eine Kappungsgrenze oder eine Miethöhenbegrenzung durch einen Mietspiegel gilt bei dieser Form der Mietsteigerung durch Modernisierungen bislang nicht.

Andrea Nahles, die SPD-Fraktions-Chefin im Deutschen Bundestag, will das nun nicht länger hinnehmen. „Bürger“, kritisierte sie, „werden mit Luxussanierungen und explodierenden Mieten aus ihrem angestammten Quartier gedrängt.“ Das sei „absolut nicht akzeptabel“.

Auch Lokalpolitiker Oskar Haider (CSU), Vorsitzende des Unterausschusses Planen und Wohnen äußert sich: „Das ganze Vorhaben ist nur darauf ausgelegt, die Mieter zu vergraulen und zu vertreiben, um die Wohnungen später teurer neu vermieten zu können“, . „Und das geht gar nicht.“ so die SZ

Link zum ganzen Artikel:

Schwabing: „Das ganze Vorhaben ist nur darauf ausgelegt, die Mieter zu vergraulen“– aus der SZ

und zum selben Thema:

„Wohnen in München: Mietsteigerung um 273 Prozent“ – aus der SZ

Es bleibt zu hoffen, dass politisch etwas passiert. Sanierungsbedürftige Häuser müssen nicht „luxussaniert“ werden. Ausserdem ist eine Umlage von 11% nicht tragbar. Die Investoren haben durch die neuen ultrahohen Mieten plus der Wertsteigerung der Immobilie ihre Kosten schnell wieder amortisiert. Die Leidtragenden sind die vertriebenen Mieter*innen.

Das kann nicht so weitergehen!

 

Bild: Agnesstraße 48, München, Google Maps

 

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