„Gewalt gegen Frauen lässt sich nicht entschuldigen und auch nicht beschwichtigen. Warum ist die Diskussion aber so merkwürdig verdruckst, sobald dabei muslimische Männer im Spiel sind? Es geht nicht an, jeden, der hier Klartext redet, als Rassisten zu bezeichnen.“
Susanne Schröter, Direktorin des Frankfurter Forschungszentrums Globaler Islam (Johann Wolfgang Goethe-Universität), hat mit ihrem differenzierten, kritischen und an Aufklärung interessierten Bericht (FAZ) zu den aktuellen Fällen massiver sexualisierter bis tödlicher Gewalt gegen Frauen durch männliche Zuwanderer einen wichtigen Beitrag in die mediale Debatte über Zuwanderung, Gewalt, Migration eingebracht, dem zugleich an klarer Benennung der Probleme gelegen ist und der eine Relativierung von Frauenrechten und Gewaltschutz nicht länger gelten lässt.
Das Fazit des Artikels:
„Durch Migration und Flucht gelangen diese patriarchalischen Normen [einer unheilvollen Synthese von Religion und konservativer Kultur] auch nach Deutschland. Feministinnen wie Necla Kelek, Seyran Ateş, Güner Yasemin Balci und Sineb El Masrar, um nur einige zu nennen, kritisieren ein fragwürdige Islamverständnis und die „Kultur der Ehre“ inklusive ihrer inhärenten Doppelmoral seit vielen Jahren. Dafür werden sie, ebenso wie Kamel Daoud, Bassam Tibi oder Hamed Abdel-Samad, beschimpft, beleidigt und sogar bedroht. Sie schaffen es, sich dennoch nicht einschüchtern zu lassen und sagen weiterhin das, was ihrer Meinung nach gesagt werden muss, wenn eine multikulturelle Gesellschaft gelingen soll.
Andere sind weniger couragiert. Der Rassismusvorwurf funktioniert als ultimative Einschüchterungswaffe bei vielen, die keine Rassisten sind und nicht für solche gehalten werden wollen. Das führt zu Denk- und Sprechtabus. Diese wiederum spielen Populisten in die Hände, die sich selbstverständlich autorisiert fühlen, die Sache deutend in die Hand zu nehmen, die andere verharmlosen. Das ist im höchsten Maße schädlich, sowohl für das Zusammenleben in unserer pluralistischen Gesellschaft als auch speziell für all die bestens integrierten Migranten, die selbst gegen patriarchalische Normen kämpfen. Sie laufen Gefahr, mangels differenzierter Betrachtungen unter Generalverdacht zu geraten. Man kann eine Diskursverengung durch die Diskreditierung derjenigen, die sich nicht dem eigenen Dogma beugen, herbeiführen. Ein probates Mittel, den aktuellen Herausforderungen zu begegnen, ist dies allerdings nicht.“
Link zum ganzen Artikel:
„Beschimpft, beleidigt, bedroht.“ – Susanne Schröter – FAZ
Lesenswert!
Bild: By Elke Wetzig [CC BY-SA 4.0], from Wikimedia Commons